Stubenabend mit Bernd Kraft, 2. März 2018


vom Museum Haus Kast zur Flößerei im Murgtal

Die Heimatstube war wieder ausgebucht zum Vortrag über die Flößerei im Murgtal.
Jochen Küx, Vorsitzender vom Heimatverein Michelbach, begrüßte die Besucher, und stellte den Referenten Bernd Kraft in seiner schmucken Flößertracht vom Verein für Heimatgeschichte Hörden e. V. vor. Kraft verstand es ausgezeichnet, die Besonderheiten des Holzgewerbes in Verbindung mit der Flößerei vorzustellen. Einige typische Gegenstände der Flößerei wurden begleitend präsentiert.

Die Flößerei ist nachweislich ab dem Jahre 1243 im Murgtal etabliert. 1350 begann der Verkauf der Waldungen im Murgtal durch den Adel an Murgtäler Bürger. 1488 wurde die Murgschifferschaft gegründet mit der ersten gemeinschaftlichen Schiffer-Ordnung. Jakob Kast, der Holzbaron zu Hörden, baute 1592 das heutige Museum Haus Kast. 1716 wurde die Murg für die Floßfahrt ab Weisenbach befahrbar gemacht, und einige Jahre danach begann die Blütezeit mit dem Holländer Holzhandel, die bis Anfang des 19.Jahrhunderts andauerte. Die Flösse gingen zu den Handelszentren am Rhein bis nach Dordrecht/Holland.

Immer wieder gab es Probleme zwischen Württemberg und Baden, und dies hatte seine Auswirkungen im Bereich des Holzhandels. So verzögerte sich der erforderliche Ausbau der Murg für die langen Holländerflöße. Dieser Missstand veranlasste die Calwer Holzcompagnie, 1754 in Huzenbach einen Holzfahrstuhl nach Besenfeld zu bauen - mit einer Höhenüberbrückung von fast 1000 Metern, um das Holz aus Württemberg über die Enz und Nagold zu flößen. Die Murgflöße wurden in Steinmauern zu Rheinflößen zusammengebunden. Die Kapitalflöße waren in der Endphase bis zu 500 Meter lang und hatten bis zu 400 und 500 Personen an Bord mit entsprechender Verpflegung. Sie waren etwa drei Monate auf dem Rhein unterwegs. Über 50 Zollstationen wurden passiert Mit dem Bau der Murgtalbahn 1865 wurden die Holztransporte zum großen Teil auf die Schiene verlegt – und bereits 1896 war die letzte Floßfahrt auf der Murg.

Kraft erläuterte anhand eines typischen Holzkeiles, dem „Flotzkegel“, wie es dazu kam, die Hördener in früheren Zeiten „Flotzkegler“ zu nennen. Die Flößer wanderten nach der Übergabe ihres Floßes in Steinmauern auf dem Floßweg über Ötigheim und Muggensturm wieder zurück nach Hörden. Dieser Weg soll in absehbarer Zeit als besonderer Geschichtsweg mit den Partnern aus Steinmauern ausgeschildert werden.

Der 90-minütige Stubenabend wurde aufgelockert mit einem Rätsel zu Begriffen der Flößerei. Die Gewinner erhielten Eintrittskarten ins Museum Haus Kast. Mit dem denkwürdigen Spruch des Holzbarones Jakob Kast (1550-1615) „Gott fürchten ist die Weisheit, die reich macht und bringt alles Gute mit sich“ beendete Kraft seinen informativen Vortrag. Der Heimatverein Michelbach bedankte sich beim Vortragenden mit einem besonderen Haustrunk und die Zuhörer mit reichlich Beifall. (mavo)

Bilder vom Stubenabend